Da der Atem so essentiell ist, haben sich nicht nur Mediziner und Heiler, sondern auch Dichter und Philosophen mit dem Thema beschäftigt. Das deutsche Wort "Atem" oder auch "Odem" ist mit dem altindischen Wort "Athman" verwandt, was soviel wie Seele oder Selbst bedeutet. Nach dieser Anschauung ist also unser Atem ganz und gar mit unserm menschlichen Wesenskern verknüpft.
Während beispielsweise der Herzschlag normalerweise nicht bewusst beeinflussbar ist, ist er jedoch andererseits ein Ausdrucksmittel des Körpers und der Emotionen. Aus der Art und Weise des Herzschlags kann der Arzt biologische Funktionen überprüfen.
Doch auch unsere Gefühle beeinflussen den Herzschlag. Bei Freude oder bei Angst hast du das sicher auch schon so erlebt, wie dein Herz stärker klopfte. Da uns viele Emotionen gar nicht bewusst sind, kann man eine Körperfunktion wie den Herzschlag daher auch als Ausdruck des Unbewussten sehen. Hattest du vielleicht schon einmal „Herzklopfen“ in einer bestimmten Situation, und du konntest dir gar nicht erklären, warum?
Was für die Herzfunktion gilt, finden wir auch bei der Atemfunktion. Jedoch ist der Atem unserem Bewusstsein besser zugänglich, und wir können ihn in vielen Facetten wahrnehmen. Damit ist der Atem also Ausdrucksmittel des Körpers und unseres Unbewussten.
Nun haben wir im Körper und im unbewussten Teil unserer Persönlichkeit im Lauf unseres Lebens vieles gespeichert, was uns nachhaltig beeinflusst. Häufig stehen die damit zusammen hängenden Ereignisse einer bewussten Erinnerung nicht mehr zur Verfügung. Dabei geht es gar nicht einmal um große Unglücksfälle oder schreckliche Ereignisse. Auch in einem ganz normalen Leben haben eine Menge Erlebnisse auf uns eine negative Wirkung entwickelt. Sie haben Verletzungen und Verformungen im Seelischen hinterlassen und zu Verspannungen und Verhärtungen in unserem Körper geführt.
Im Körper kommt es zu Fehlhaltungen, Störungen des natürlichen Atemmusters und weiteren Stresssymptomen. Diese kann sich in Verspannungen und Verklebungen in Bindegewebe und Atemmuskulatur niederschlagen. Weiterhin können Einschränkungen der Beweglichkeit kleiner Gelenke auftreten. Elastizität in Lunge und Brustkorb geht verloren. Dem kann durch bewusstes Atmen entgegen gesteuert werden. Ein entsprechendes Training kann die Sauerstoffausschöpfung verbessern und den Säure-Basen-Haushalt im Blut konstant halten.
Auch in der Seele verbleiben die Auswirkungen unserer Erlebnisse in vielfältiger Weise gespeichert. Einige helfen uns im Leben, andere machen uns das Leben schwerer. Dabei kommt es natürlich immer auf die eigene Bewertung an. Werden wir widerstandsfähiger oder stumpfen wir ab? Entwickeln wir Begeisterung oder Fanatismus? Vielleicht kann man am ehesten einen Maßstab finden, wenn man auf die Wahlmöglichkeiten achtet, die jemandem zur Verfügung stehen. Sind meine Möglichkeiten eingeschränkt? Oder gibt es Alternativen für mein Handeln und auch für meine Sichtweise?